Vorsicht, Erntehelfer gesucht!
So wirst Du zum Handlanger für Phisher und Pharmer
Vanessa R. ist es leid. Sie ist auf Jobsuche und seit Monaten sammelt sie Absagen - bis plötzlich ein Lichtblick von erwarteter Seite kommt: Eine E-Mail, in der ein augenscheinlich seriöses Unternehmen einen "Financial Manager" sucht. Eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung sei nicht unbedingt nötig, wohl aber Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft und ein eigenes Bankkonto. Die Arbeit erfolge bei freier Zeiteinteilung von zu Hause aus. Vanessa R. bewirbt sich und bekommt den Job.
Als "Financial Manager", so erklärt man ihr, werde Sie auf ihrem Konto Zahlungen von Kunden empfangen. Diese Zahlungen solle sie, abzüglich einer Provision, per Western Union an das Unternehmen überweisen. Schon am nächsten Tag treffen 3400 Euro auf ihrem Konto ein. Sie überweist das Geld und freut sich über eine Provision von 6 Prozent - immerhin 204 Euro. Viel Geld, gemessen daran, dass die Transaktion über Western Union sie alles in allem nur eine halbe Stunde Zeit gekostet hat.
Zu dumm: Schon am nächsten Tag ist ihr Konto gesperrt. Und dann kommt auch noch unerwarteter Besuch: Ein freundlicher Ermittlungsbeamter der örtlichen Kriminalpolizei möchte sich mit ihr unterhalten. Die Bank, von der das Geld überwiesen wurde, hat gegen Vanessa R. Anzeige nach Paragraf 261, StGB erstattet, wegen Geldwäsche also.
Vanessa R. ist einem Phisher auf den Leim gegangen. Der hat das erbeutete Geld auf ihr Konto überweisen lassen, weil Auslandsüberweisungen beim Online-Banking seines Opfers nicht möglich waren. Die Bank fordert das Geld zurück, das zu Unrecht auf ihr Konto überwiesen wurde, während ihr angeblicher Auftraggeber irgendwo im fernen Osteuropa beharrlich schweigt, und gar nicht daran denkt, seine Beute zurück zu erstatten. 3400 Euro Verlust sind nur die Spitze des Eisbergs: "Wer ... leichtfertig nicht erkennt, daß der Gegenstand aus einer ... rechtswidrigen Tat herrührt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft", heißt es im erwähnten Paragrafen.
Bloß nicht: Ein seriöses Unternehmen, das sich kein eigenes Konto im Ausland leisten kann? Das ist nicht glaubwürdig.
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